Juli 2006:
Sally Perel liest aus seinem Buch "Hitlerjunge Salomon"

Sally Perel besucht das AGD

Manche Juden haben das "Dritte Reich" überlebt, weil mutige Deutsche sie versteckt haben; Salomon Perel, alias Sally, hat sich selbst versteckt. Vor den Nazis erst nach Polen, dann nach Russland geflohen, fällt er schließlich doch den braunen Häschern in die Hände. Mit dem Mut der Verzweiflung lässt er seine Papiere verschwinden und gibt sich als "Volksdeutscher" aus - erfolgreich! Er macht sogar nolens volens Karriere, wird Dolmetscher, Hitlerjunge (Fronteinsatz, Besuch einer HJ-Eliteschule), Vorführobjekt als typischer Vertreter der "ostbaltischen Rasse", Adoptivsohn eines deutschen Offiziers, ja sogar Geliebter einer fanatischen Anhängerin der "Bewegung" (BDM-Führerin)... All das hat sich Perel 40 Jahre später von der Seele geschrieben (Buchtitel: Ich war Hitlerjunge Salomon); Agnieszka Holland hat aus dieser unglaublichen 'Story' 1990 den Film "Hitlerjunge Salomon" gemacht (finanziert von "Atze" Brauner, dem bekannten, selbst jüdischen Filmproduzenten). Über dies vertrackte Leben, das sicherlich nicht ganz frei von Gewissensbissen ist, berichtet "Josef Perjell" alias Salomon Perel nun auf Vortragsreisen, gerne auch an Schulen. So kam der Überlebenskünstler und ehrliche Aufklärer auch ans AGD, um jungen Menschen die Ungeheuerlichkeiten jener - hoffentlich für immer vergangenen - Zeiten nahe zu bringen. Der Besuch von 'Personen des öffentlichen Lebens' zum Zwecke der lebendigen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte gehört übrigens auch zu der Reihe der zahlreichen Besuche von 'Polit-Promis' am AGD (s. 1960 ff) - eine Tradition, die fortgesetzt werden sollte!
  Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist dem AGD ein besonderes Anliegen, waren doch einerseits die "Braunen" durchaus an der Schule präsent gewesen, ohne aber andererseits die Schule je 'übernehmen' zu können; dafür war sie andererseits als Bastion des preußischen, in der "Reichswehr" und dann der hitlerschen "Wehrmacht" verankerten Offiziers- und Junkertums und seiner national-konservativ bis -liberalen Einstellung (aus der ja bekanntlich auch die Männer des 20 Juli 1944 hervorgingen) zu souverän... Schon 2001 hat sich damit ein Leistungskurs "Politische Weltkunde" verstärkt auseinandergesetzt; Ergebnis war eine Folge von kritischen Interviews mit Alten Arndtern, die in einer 80-Seiten-Broschüre mit dem Titel "Das Arndt-Gymnasium - Eine Schule der Toleranz? 'Alte Arndter' berichten über die Zeit des Nationalsozialismus" publiziert wurde. Sehr lesenswert...!

2006/7
Internationale Kontakte heute (2008): GB - Houses of Parliament. Mehr internationale, idyllische und schockierend-lehrreiche Bilder? Hier klicken!

Internationale Kontakte
und Gedenkstättenfahrten


Die Nachkriegstradition der internationalen Kontakte wird fleißig und mit Vergnügen weiter gepflegt (Beginn? Hier klicken!). Sie reichen in die Schweiz, nach Schweden, Frankreich, Groß-Britannien und die USA.
  Während in den 20er-Jahren die so-gennanten Gedenkstättenfahrten eher chauvinistischen Inhalt hatten, sind sie heute tragischerweise v.a. der Erinnerung an die fatalen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, an die Nazi-Barbarei und den Holokaust gewidmet. Aber natürlich erfährt und erlebt der Mensch auch etliches über die östlichen Nachbarstaaten, in denen sich die einschlägigen Gedenkstätten befinden.
  Wer sich einen Eindruck der erlebnisreichen Auslandsaufenthalte der jungen AGDler verschaffen will, klicke hier!

2006/7:
Die erste öffentliche Verlautbarung des "grundständigen Zuges" am AGD... Wer das verstehen will, muss schon den Text rechts lesen...
"Grundständiger Zug"?

Wem das eher etwas abgehoben oder mindestens unverständlich klingt, dem sei's hier erläutert: In Berlin gehen die Kinder in der Regel erst nach der 6. Klasse Grundschule auf ein Gymnasium (oder auf eine andere weiterführende Schule wie z.B. die Haupt-, Real- oder Gesamtschule). Circa sieben Prozent der Schüler wechseln dagegen schon nach der 4. Klasse auf ein Gymnasium, und absolvieren dort die 5. und 6. Klasse. Eben diese Klassen an Gymnasien nennt man deren "grundständigen Zug". Welche Gymnasien haben einen solchen? Das Berliner Schulgesetz erlaubt Schulen mit "altsprachlichen Bildungsgang" die Einrichtung eines "grundständigen Zugs" (SchulG § 17 (4)); aber auch Schulen mit "besonderer pädagogischer Prägung" können per Rechtsverordnung (basierend auf § 18 (3)) die Erlaubnis erhalten.
  Das AGD nun, das, kann man sagen, in beiden Ligen mitspielt, hat sich jahrelang um eine Genehmigung bemüht, und sah sich am Ende durch den Besuch von Senator Böger höchstpersönlich geehrt, der dem Direktor, Dr. Fielitz, feierlich die "Lizenz" überreichte.
  Dieser "grundständige Zug" kommt bei den ehrgeizigen Berliner Eltern gut an, wird doch vermeintlich auf diese Weise schon früher 'die Spreu vom Weizen getrennt' (die "ELEMENT-Studie" hat aber gezeigt, dass Grundschulen und Gymnasien "nahezu identische Leistungszuwächse" aufweisen). Auf 32 Plätze kamen am AGD 80 und mehr Bewerbungen.
  Allerdings gibt es leider auch andere Gründe für den 'run' auf die grundständigen Züge, Gründe, die man aus dem Munde der betroffenen Kinder erfährt, nicht aus Senatsverlautbarungen: Kinder, die besonders lernbegierig sind - man nennt sie "hochbegabt" - werden auf Grundschulen einfach nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gefördert; sie langweilen sich (und manchmal 'flippen sie auch aus'; s. "2004 ff.: 'iHoch3' - Hochbegabten-Förderung"). Zudem haben derartige sensible Kinder nicht selten unter der körperlichen Gewalt von Mitschülern zu leiden... Um nun den frühen Zustrom in die Gymnasien ein wenig einzudämmen, wurde 'per Order Mufti' für Schüler des "grundständigen Zuges" festgelegt, dass am AGD als 3. Sprache - nach Englisch und Latein - auch noch Griechisch gewählt werden muss - so, als sei Griechisch ein aus zerriebenen Kröten hergestelltes Bitterpulver. Am AGD jedenfalls hat das Kalkül nicht funktioniert: Die Nachfrage ist und bleibt hoch. Ganz besonders gut kam der "grundständige Zug" auch bei den älteren Schülern des AGD an: Als diese nämlich das erste Mal, angeführt von Ihrer 'Klassenmutti' Frau Rath, durch das Gebäude zogen, da reckten die Alteingesessenen natürlich die Hälse; schließlich hatte man ja den Neuankömmlingen mit tatkräftiger Hilfe (sprich: Wände streichen usw.) ein schmuckes Nest bereitet. Keineswegs nun begegnete den neuen 'Kleenen' die coole Distanz hochnäsiger 'Oberschüler'; vielmehr waren spontane Ausrufe zu hören wie: "Oh, sind die aber süß...!" und: "Kann man die adoptieren?" So ernst gemeint war das Anliegen, dass es zu zahlreichen Besuchen der Älteren im Unterrichtsraum der Fünftklässler kam, die sich allerdings, bei aller Sympathie, von den vielen Besuchern ein wenig 'begafft' vorkamen. Also hefteten sie, nicht faul, ein Schild an die Tür: "Wir sind kein Zoo! Und wenn schon, dann 1,-- Euro Eintritt!" Womit sich denn alles wieder beim Üblichen einpegelte. Schade eigentlich...
  Natürlich können Kinder am AGD auch weiterhin in der 7. Klasse einsteigen, denn in den Einstiegsklassen ist die Schule jetzt - um es im Fachjargon zu sagen - "vierzügig", d.h. sie hat jedes Jahr parallel eine 5. und drei 7. Klassen.
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