Was bisher eine große Spielwiese im Süden der Schule gewesen war, wird nun zum richtigen Sportplatz ausgebaut. Regelmäßig werden nun zweimal im Jahr große Wettkämpfe ausgetragen, im Sommer Leichtathletik und Schwimmen, im Winter Geräteturnen. Leibesübungen und Kampfgeist waren immer groß angeschrieben am AGD, und das hatte natürlich in Kriegszeiten - in denen man sich ja schon bald (1939) wieder befinden würde - seinen ganz besonderen Beigeschmack: mit Absicht und Methode sucht man, den Sportunterricht zum Training in Sachen soldatischer Härte und völkischen Opfermutes aufzuladen . Also lauten die "Gedanken zum Heimturnen" wie folgt: "Im frischen Blute unseres reinen und kraftvollen Leibes raunen ewige Geheimnisse der Natur ... und singt die Erde (deutlich die Anspielungen auf die "reine Rasse" und die "Blut und Boden"-Ideologie). Aber wir brauchen den Kampf, um gesund und stark zu bleiben. Im Schwung am harten Gerät erwächst uns die Leistung. An ihr rankt sich unser Wille empor und wird hart und mutvoll (Nietzsches "Wille zur Macht", den die Nazis gern im Munde führten, klingt hier in den Saiten mit). ... Neben uns steht der Kamerad. Kamerad heißt Prüfstein (auch Gewissensprüfung der Bereitschaft zum kollektiven, todeswilligen Sich-ins-Schlachtengetümmel-Stürzen; Beleg? > hier klicken!) ... Je stärker wir ... die andern neben uns empfinden, ... ihnen dienen unter Hintansetzung des eigenen Ich, desto mehr darf uns der Glaube beglücken, dass die Kräfte unserer Seele im Üben des Leibes wachsen...". Noch klarer wird die Abwertung des Lebenswerts des Einzelnen gegenüber der "Nation" bzw. - im Nazi-Jargon - dem "Volkskörper" in Direktor Kremmers Leitsatz artikuliert: "Die Sache ist alles, die Person ist nichts." Und auf Kremmers Grabstein wiederum stehen die leitmotivischen Arndt-Worte: "Gott, Freiheit, Vaterland! Es lebet und es sterbet schön, Wer diesen Klang verstand." (Und wo stand jenes Motto noch? > hier klicken!: Aula)

"Vorläufige Gedächtnistafel für die 1939/40 gefallenen Arndter" - diese Tafel und die suggestiven Feierlichkeiten dazu motivierten den jungen Ernst Stangen, der auf dem Bild zuvor zu sehen ist, seinen Namen auf der Liste sehen zu wollen. Der Wunsch ging in Erfüllung...

 

1935
"Ruhepause bei den Sportkämpfen der HJ". Davor: Gerätenturnen am AGD während der NS-Zeit.
Schülerzeichnung aus dem Heidehausbuch II.
1939

"Nach dem Polenfeldzug bekamen die Überlebenden Orden und die Toten ehrende Gedenken. Die Feiern und Paraden jagten sich und wollten nicht aufhören, und Institutionen, die auf Ruf und Ansehen hielten, gaben je nach Geschmack und Etatumfang Gedenktafeln, Mahnmale oder Stahlhelm tragenden Übermenschen in Auftrag. Unsere Schule tat es auch... Sie ließ eine schlichte, tiefgrüne Tafel anbringen (ansehen? > Maus über Bild ziehen!), auf der in schwarzer Schrift die Namen der gefallenen Schüler standen. Während einer ... Feierstunde wurde sie ... enthüllt. ... Am Nachmittag bereiteten Ernst und ich für den Chemieunterricht einen Versuch vor. ... wir ... schlenderten dann ... die Treppe hinunter ... Auf halber Treppe blieben wir vor der Gedenktafel stehen und lasen nochmals die Namen. ...Ungewohnt lastete die Stille in den weiten Gängen des leeren Schulgebäudes auf uns und die Strenge der feierlichen Tafel an der ... Wand... Ernst war mein Freund. Wir hatten uns freiwillig gemeldet... Wir standen gebannt, beklommen unter der Tafel, unsere Herzen voll von Arndtschen Idealen. Da hörten wir plötzlich Schritte. ... Eilig gingen wir die Treppe hinunter. ... Aber mein Freund Ernst blieb stehen, fasste mich an die Schulter und sagte in seiner aufrichtigen Art: 'Du, ich wünsche meinen Namen eines Tages auch auf dieser Tafel.'" Der Wunsch wurde ihm erfüllt: als Leutnant ist Ernst Stangen später gefallen.
  Und wie konnte ein solcher Wunsch zustande kommen? Viele Faktoren werden gewirkt haben; darunter auch die Reden des Direktors am Arndt-Gymnasium... (nachlesen? > hier klicken!)
  Justus-Wilhelm von Oechelhaeuser, Ernsts Freund, hat überlebt. "Wir zogen in das Feld" lautet der Titel eines Buchs, das er über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg geschrieben hat, und aus dem die vorstehende, aufschlussreiche Schilderung des - in Deutschland traditionsreichen - Heldengedenkkultes stammt, dessen suggestive Wirkung so viele junge Menschen in den Tod riss (mehr hierzu? > hier klicken! oder > hier klicken! oder > hier klicken!

1939
 

1.9.1939: Die Nazis brechen den 2. Weltkrieg vom Zaun. 15 Lehrer werden eingezogen, darunter Direktor Kappus. Als Vertreter kehrt der ehemalige Direktor Kremmer aus dem Ruhestand zurück. Seit 1937 finden Luftschutzübungen an der Schule statt; ab 17.00 wird der Unterricht wegen Verdunklung abgebrochen, und die Schüler bekommen ihr Abitur ohne Prüfung (sogenanntes "Notabitur")... Der Krieg beginnt 1939 mit dem "Polenfeldzug". (Mehr über den 2. Weltkrieg? > hier klicken!)

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