Mit der Einführung echter Demokratie tut man sich auch am AGD nicht
leicht: "Wer vor 1933 an einer höheren Schule als Lehrer zu wirken hatte,
bemühte sich vergeblich, wenn er die Jugend für die Weimarer
Republik zu gewinnen dachte. Gab es an sich schon
kaum Lehrer, die solches im Sinne hatten, so hätte auch das einmütige
Bestreben eines ganzen Kollegiums an dem Zustand nichts geändert." Angeregt
wohl von der Novemberrevolution, die
1918 Monarchie und Adelsherrschaft in Deutschland beseitigte
und in München und Berlin zur Ausrufung sozialistischer "Räterepubliken"
führte (Näheres? hier
klicken!), welche aber von der "Reaktion"
blutig niedergeschlagen werden (genauer? > hier
klicken!), angeregt also von der Novemberrevolution wird 1919 am
AGD über die Einführung von "Schülerräten"
debattiert; die Schüler (!) lehnen schließlich
die Bildung einer solchen Institution ab.
Statt dessen folgen nicht wenige dem Ruf zum Eintritt in die obrigkeitsstaatlich
gesinnten Freikorps... (Was nicht heißt, dass die Schüler nicht auch
auf dem Pausenhof ein wenig "Novemberrevolution"
gespielt hätten - eher im Stile eines Dumme-Jungen-Streichs,
denn als ernsten Protest gegen "irgendeine neue Schulverordnung". So
genügte dann auch die Donnerstimme
von Direktor Kremmer, "rot im Gesicht
vor Erregung und Wut", um die Jungens, brav wie die Lämmer und ohne
ihre roten Halstücher, zurück an
die Schulbank zu kommandieren). Und die Eltern
lehnen 1920 die Einführung eines "Elternbeirates" ab: Da man
das Verhältnis zwischen Lehrern, Eltern und Schülern als gut empfindet,
wird eine institutionelle Kontrolle der regierenden Autorität nicht
für nötig erachtet... Einstweilen dienen Teile von Schule
und Heim als Unterkunfträume und
Lagerplatz für demobilisierte Truppenteile,
und noch 1919 sind Schüler des AGD
im "Notdienst" bei Post und Eisenbahn. |
Das AGD und die Demokratie...
Die Ziele, die für die Klassenfahrten des AGD gewählt werden, helfen,
die deutsch-nationale Trutz-Gesinnung
aufrecht zu erhalten. Man fährt "mit ewiger Wikinglust" in den Teutoburger
Wald (wo einst die Germanen die Römer das Fürchten gelehrt haben
sollen), an den Rhein (wo unfehlbar Arndts
Worte zitiert werden: "Der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands
Grenze"), ins Frankenland zu den großen
Denkmälern deutscher Kunst- und Kultur-Geschichte: nach Naumburg, Bamberg,
Nürnberg und Rothenburg, wo man sich gern auf den Spuren "Friedrich
Barbarossas" wandeln sieht (das ist jener, welcher mythisch irgendwo
in einer Bergeshöhle schlafend sitzt - schon wächst der rote Bart ihm
durch den Tisch - und wartet, wiederkehren zu können, um das Reich zu
alter Größe wieder herzustellen (auf dem Kyffhäuserberg
in Thüringen übrigens steht das Denkmal zum Mythos)), oder nach Ostpreußen,
das seit dem "Versailler Schandvertrag" vom "Reich" getrennt lag (und
wo in mittelalterlichen Zeiten der Deutschherrn-Orden
im Zuge der "Ostexpansion" auf dem Rücken
slawischer Völker seine Herrschaft errichtet hatte, wo 1410 die Ordensritter
in der opferreichen Schlacht bei Tannenberg
vergeblich ihr Gebiet geben Balten und Slawen zu verteidigen gesucht
hatten , und wo sich, "im Bewusstsein von der Wiedererlangung
der Wehrhoheit unseres Vaterlandes", die Gebietsverluste Preußens
nach 1918 verheißungsvoll beklagen ließen); selbstverständlich wird
dort zur Marienburg gepilgert (Bild?
Maus über Bild vom Tannenbergdenkmal ziehen!), dem Bollwerk
des Deutschherren-Ordens, und zum großen nationalen Schrein, dem Tannenbergdenkmal,
zur "Trutzburg deutschen Wesens im fernen Osten",
die die "Heiligtümer
unseres alten Heeres" bewahrt (Heiligtümer? > hier
klicken!), wo denn auch der letzte große Vertreter deutsch-nationaler
Gesinnung kaiserzeitlicher Prägung, Feldmarschall und Reichspräsident
Hindenburg, zu Grabe gelegt wurde. Oder
die Fahrt geht in den Odenwald, wo man
in Geist und Seele die Ermordung des mythischen deutschen Helden Siegfried
nacherlebt - Einübung schon in die später vielbeschworene "Nibelungentreue",
aus der heraus sich die Soldaten in der Schlacht bereit fühlten, selbst
dem sicheren Untergang entgegen zu marschieren (Mehr hierzu und über
"Untertanen-Mentalität" (und Heinrich
Manns berühmten Roman hierzu)? >
hier
klicken!). |