Carl Kappus wird Direktor (1929-1949). Ein "Sprachgenie" (an die 16 Sprachen soll der Altphilologe und Slawist beherrscht haben, in den großen Ferien habe er jeweils eine neue dazu gelernt und eine berühmte Grammatik sei sein Werk - so berichten die Altschüler von ihm) und ein "Kronprinzen-Erzieher" - natürlich mit "national-konservativer" Ausrichtung.
   Kappus wird das AGD durch die finsteren Zeiten des bald schon hereinbrechenden "Dritten Reichs" hindurch lotsen - unter Wahrung des äußeren Scheins, aber mit innerer Distanz, geschützt durch "kluges Schweigen" und gewappnet mit "eleganter Ironie"...

Karikatur aus dem "Heidehausbuch II" - gewagter Spott auf "den großen Führer"!

 

1929
Hitler-Altar im "Kasinoraum  (des Schülerheims) als Zeichnungsstelle für Spenden"
1933

Das AGD im "Dritten Reich" - ein 'heißes Eisen'? Wer sich traut, dies gefährliche Eisen prüfend anzufassen, dem erweist sich's insgesamt als eher lauwarm. Denn summa summarum war am AGD eine national-konservativ gesinnte Elite auf innere Distanz gegenüber dem 'Nazi-Pöbel' gegangen und beschränkte sich im Großen und Ganzen auf äußere Konformität. Dies konnte jene Elite sich leisten, weil sie dafür mächtig genug war. Nirgendwo wird das deutlicher und glaubwürdiger, als in einer Karikatur von einem Schüler als "Der große Führer", die unzensiert im Heidehaus-Gästebuch überlebt hat (Bild s. links; und groß > Bilderserie aus der NS-Zeit am AGD hier klicken!).
   Dennoch: an einigen Stellen ist das 'Eisen' doch ungemütlich 'heiß', weil hier, wer ehrlich seine Geschichte aufarbeiten will, zugleich auf manche innere Konformität des "Arndter Geistes", der damals am AGD herrschte, mit dem Nationalsozialismus stößt (besonders heiß die Stichworte 'Helden-, Opfer- und Totenkult' Näheres? > hier klicken!). Dieses festzustellen, könnte den ein oder anderen, der auf 'seine Schule' und die zu Recht hoch respektierten Lehrer 'nichts kommen lassen' will, empfindlich stören. Wer nun aber den Mut hat, sich ein differenziertes Bild zu verschaffen, in dem das Licht auch Schatten hat, der klicke hier!

1933-45
 

Die Nazis ergreifen die Macht, auch am AGD. Von oben wird verfügt, dass denjenigen Schülern, die sich bei der "nationalen Erhebung" besonders hervorgetan haben und darüberhin sitzen geblieben waren, nachträglich das Versetzungszeugnis zugesprochen werden müsse. Später werden die Offiziersanwärter vorzeitig ihr Abitur machen dürfen.
   Auch feierte das AGD sein 25-jähriges Jubiläum. Hatte es gar tiefere Bedeutung, wenn im Festakt die "Eumeniden" des Aischylos aufgeführt werden, wo der Sohn des durch Staatsstreich (und Mord) entmachteten Herrschers den Usurpator tötet und die "Eumeniden" (die wohlwollend gewordenen Rachgeister) ihm dafür verzeihen?? Für ein paar vielleicht (s. Kritik in den Dahlemer Blättern > hier klicken!), für die Vielen sicher nicht, denn: "Der politische Umschwung 1933 wurde ... von den meisten im Kollegium mit großer Hoffnung begrüßt...", wünschten sich die kaiserlich-konservativ Gesonnenen doch, dass er zur "Wiederherstellung geordneter Verhältnisse mit restaurativem Charakter" führen würde, sprich: zum Ende des ewigen Gezänks der Weimarer Parteiendemokratie... Und wieder andere (Dr. Wachsmuth, der spätere Direktor, in dessen privatem Arbeitszimmer ein nicht zu klein gewähltes Führerbild prangte [Beleg? hier klicken!]) predigten - ganz im Tone der Zeit: "Liebe Abiturienten! ... Euer Zeitalter wird ein nationales sein. ... Euer Zeitalter wird ein soziales sein. ... Euer Zeitalter wird ein religiöses sein. ... " Wem dies noch nicht als Beleg für allzu willfährige, wenn auch z.T. widerwillige Konzessionen an die "Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei" mit ihrer 'Deutschtumsreligion' genügt, der lese die Folgesätze > hier klicken!.

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