Zwei AGDler kassieren
bei "Jugend forscht"


Zwei erfinderische Schüler, Georg Lambrich und Felix Stankewitsch, nehmen am bundesweiten Wettbewerb "Jugend forscht" teil (der von diversen Stellen aus Presse, Wirtschaft und öffentlicher Hand gefördert wird). Ihr Beitrag: ein "Blendschutzsystem für KFZ mit der Hilfe der Polarisation des Lichts" "qualifiziert sich für das Finale" - eine "hervorragende Leistung" - wie urkundlich bescheinigt wird -, die mit "250 Euro dotiert" ist.
  Felix und Georg stehen hier für zahlreiche andere AGDler, die ähnliche Preise gewonnen haben. Wer hierüber mehr wissen will, dem sei ein Spaziergang in den langen Gängen des Schulgebäudes empfohlen, die stolz mit allerlei Urkunden dieser Art dekoriert sind.

 

2002
AGD-Schüler, die einen Preis bei "Jugend forscht" gewonnen haben, werden von Dr. Fielitz, dem Direktor des Arndt-Gymnasiums, öffentlich belobigt. Man sieht: Die komplexe Sache zu erklären, ist nicht leicht...
AGD-Schüler beim "Klippern": eine "mind-map" wird in Team-Arbeit entworfen. OnMouseOver: das "Haus des Lernens" nach Klippert. Vergrößern? Hier klicken!
2001/2

Das Projekt
"Pädagogische Schulentwicklung"


Spätestens seit dem Schuljahr 2001/2 ca. macht ein neues "Projekt" von sich reden: die "Pädagogische Schulentwicklung", nach einem gewissen Dr. Heinz Klippert, hochoffiziell vom "Landesinstitut für Schule und Medien", kurz LISUM, und vom damaligen Bildungssenator Klaus Böger auf der Bildungsmesse in Nürnberg 2003 auf den Schild gehoben. Die Eingeweihten sprechen von "klippern" - und der Laie assoziiert spontan: "klappern - gehört zum Geschäft"... Was verbirgt sich nun hinter diesen Neologismen?
  Der Pädagoge Heinz Klippert arbeitet seit Jahren an Wegen zur Leistungssteigerung von Schulen. Dabei richtet er sein Hauptaugenmerk auf "Methodentraining" (auf Deutsch: einüben, wie man am besten lernt), "Kommunikationstraining" (den Austausch mit Anderen üben, nicht nur an der Schüler-Lehrer-'Front' - neudeutsch: -"Schnittstelle" -, sondern auch innerhalb der 'Parteien', also auf Lehrerkonferenzen, in Lerngruppen - Pardon: "Lernteams" etc.), "Teamentwicklung" (Aufbau von Lerngruppen), "Eigenverantwortliches Lernen" (das muss man ausnahmsweise nicht eindeutschen), "Organisationsentwicklung"  (Verbesserung des Aufbaus von Schulen unter aktiver Beteiligung aller), "Prozessmanagement" (bewusste Steuerung der Abläufe) und "Evaluation" (Überprüfung des Erfolgs). Besonders wichtig dabei:

- Die Schüler sollen lernen, selbständig zu lernen, also sich selbst Stoffe zu erarbeiten, um diese dann 'abrufbar einzuspeichern';

- Dazu sollen wirksame Hilfsmittel eingesetzt werden, wie z.B. Schaubilder - neudeutsch: "mind-maps" -, vor- und rückseitig beschriebene Karteikarten, mit denen man sich beim wechselseitigen Abfragen oder beim Alleine-Lernen unterstützt, oder gar "Spickzettel", mit denen man sich bei Vorträgen über die Runden hilft;

- Sie sollen moderne Recherche- und Präsentationsmedien einsetzen (Internet, Laptop & Beamer [üblicherweise redet mensch von "PowerPoint-Präsentation", ohne sich zu vergegenwärtigen, dass er oder sie sich damit als kostenloser Werbeagent von Microsoft verdingt])

- Auch die Lehrer (nicht immer nur die Schüler) sollen in "Teams" an gemeinsamen "Projekten" arbeiten (ein Stachel, der hier gegen die Eigenbrötelei des klassischen Paukers löckt, für den der althergebrachte "Lehrvortrag" immer noch das Probateste [und Bequemste] ist...).

  Ein neues "Haus des Lernens" wird hier präsentiert - so heißt ein programmatisches Schaubild (Ansehen? Hier klicken!), das ein frisch trainierter "Multiplikator" der neuen Lehre vom 'Berge Sinai' eines Klippert-"Sockelkurses" mit herabbringen wird (Nota bene: Von nun an steht er nicht mehr auf dem schlichten 'Grund' eines Grundkurses, sondern auf einem "Sockel", zum lebenden Denkmal erhoben...), ganz zu schweigen von einer "Qualifizierung zum/zur zertifizierten Prozessberater/in"... Gewisse "Schlüsselqualifikationen" decken da alles andere gegen den Regen des Unqualifizierten und Inkompetenten ab: "Persönliche Kompetenz, Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz". Robert Hoffmann in seinem köstlichen Pasquill "'Medial etwas vergreiste Lehrer' vs. 'Kompetenzkompetenz'" in der 100-Jahr-Festschrift des AGD kommentiert trocken: "'Klippert ist keinesfalls ein 'neuer' Hut, kommt aber im neuen Gewand und mit stärkerer Betonung (Kompetenz) daher."
  Also: alter Wein in neuen Schläuchen. Schon 1910 war das Motto Paul Gehebs bei der Gründung der reformistischen Odenwald-Schule, auf der dann später die reformierte Oberstufe experimentiert wurde: "Lernen wie man lernt!" Schüler erarbeiteten sich den Stoff selbst, saßen im Kreis am Tisch, der Lehrer stand helfend im Hintergrund. Eigenmotivation war selbstverständlich gegeben, denn die Schule folgte einem radikal-demokratischen Modell der Schülerselbstverwaltung (inkl. familiärer Erziehung der Jüngeren durch die Älteren, Schülerparlament, Rechtsausschuss, Hausputz, Gemüseanbau und Tellerwaschen): Schule war durch und durch Sache der Schüler. So sah "Organisationsentwicklung" im Jahre 1910 und folgende aus...
  Allerdings: Wenig bis gar nichts von solchen antiautoritären Reformansätzen (man vergesse nicht Alexander S. Neills "Summerhill" von 1921!) rettete sich in die deutsche Nachkriegsschule (der Chronist hat um 1970 sowohl die klassische 'Staatspenne' als auch die Odenwaldschule erlebt). Erst mit der Einführung der reformierten Oberstufe kam etwas davon zurück. Und sicher wird es immer nötig sein, das Banner des eigenverantwortlichen, selbstmotivierten und methodisch effizienten Lernens hoch zu halten! (Auch auf der Odenwaldschule hat dem Chronisten nie jemand gezeigt, dass man Vokabeln am Besten mit Karteikarten und periodischer Wiederholung lernt... Erst auf der 'Uni', beim selbstständigen Lernen weiterer Sprachen, passierten eher zufällig solche lerntechnischen 'Offenbarungen'!)
  Wer also nun als Lehrer bereit war, seine Schule quasi als 'pädagogisches Entwicklungsland' zu sehen, der konnte und kann sich am LISUM in das neue Evangelium der "Pädagogischen Schulentwicklung" einweihen lassen - was viele AGD-LehrerInnen auch ganz eifrig taten! Ulrike van Rinsum habe hier, so heißt es, als große Motivatorin sich hervorgetan. Schließlich bot sich die Möglichkeit eine alte Tradition am AGD fortzuführen und neuzubeleben: die der Reformpädagogik.
  Möge also das "Klippern" auch am AGD, pragmatisch reduziert auf das durchaus Wichtige daran, ohne den neologistischen Weihrauch einer Heilslehre, der man sich mit 'Haut und Haaren' zu verschreiben hat, weiterhin seine wohltätige Essenz entfalten.

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