Der zukünftige Initiator und Organisator des Arndt-Gymnasiums,
Johannes Richter, studiert Jura. Seine Schulzeit
hat er in schlechter Erinnerung. Ein menschlicher
Umgang des Lehrkörpers mit den Schülern hatte ihm allzusehr gefehlt,
die Unterrichtsformen waren ihm viel zu steif gewesen. Nichts liegt ihm
ferner als der Gedanke, Lehrer zu werden. Als er aber zufällig angeboten
bekommt, neben seinem Studium als Erzieher und Hilfslehrer in einer ländlichen
Schule zu arbeiten, nimmt er an. Der dort herrschende warme Kontakt zwischen
Lehrern und Schülern verwandelt den Saulus zum Paulus: "Mir ging dort
eine neue Welt auf, und es wurde mir unaufhörlich die Liebe ins Herz gepflanzt
zu der Arbeit, die später meine Lebensarbeit werden sollte." Er fasst
den Plan, eine "Alumnatsschule" zu gründen: Schüler
und Erzieher sollen familienartig zusammen
wohnen, leben und arbeiten. Und: die Schule wird auf dem Lande liegen.
Andere, die aus dem selben Geist - der Lebensreformbewegung - in der gleichen
Epoche ähnliche Konzepte entwickelten und realisierten (z.B. Paul Geheeb
mit seiner Odenwaldschule), nannten den Schultyp: ein Landschulheim
(und grenzten sich damit sowohl von Schulen in den explodierenden Industriestädten
als auch von den streng nach Altersklassen, hierarchisch gegliederten
"Internaten" ab). |