"Im Januar 1919
schlug die Brigade Lüttwitz ihr Hauptquartier
in Dahlem auf. Diese überwiegend noch schwarz-weiß-rote
Truppe bekämpfte halb im Auftrage der ersten
republikanischen Regierung des Deutschen Reiches, halb aus eigenem Antrieb
den Spartakusaufstand in Berlin. Wir, also
ein paar Unterprimaner, fühlten uns gedrungen,
bei diesem verdienstlichen Werk mitzutun.
Direktor und Lehrer, national bis auf die Knochen,
beurlaubten uns gern zu diesem nachkriegsfreiwilligen Einsatz. Der wurde
aber nicht sonderlich ruhmreich. Wir durften ein paar kleine Ordonnanzgänge
machen. Im übrigen lungerten wir herum und aßen Eiserne Rationen. Ich war
Zeuge, als im Stabsquartier der Mord an Rosa Luxemburg
und Karl Liebknecht bekannt und mit unverhohlener Genugtuung gerühmt
und gepriesen wurde (Mörder waren Freikorpssoldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division;
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so kamen mir damals zum ersten Mal Bedenken gegen
'nationale Einstellung'...." "Ein paar Wochen später kam ich doch zur Vaterlandsverteidigung. Nachdem im Vollzug der Waffen-stillstandsbedingungen ... die Rückführung der gesamten Armee ... gelungen, und damit der große Krieg und die entsprechende große Zeit zu Ende war, fing im Osten der Krieg wieder an. Die Polen erhoben sich in den deutschen Provinzen Westpreußen, Posen, Oberschlesien (die später von Deutschland größtenteils abgetreten werden mußten, ein Verlust, dessen Revidierung zu Hitlers größten Anliegen gehören sollte). Gegen die 'Insurgenten' ... bildeten sich die deutschen Freikorps. Pennäler Rode witterte eine Chance, post festum doch noch zu einer kriegsfreiwilligen Bewährungsprobe zu kommen. Ich hielt es für meine Pflicht, nach Lissa zu eilen und mich dort am Kampf gegen die polnischen Empörer zu beteiligen. Ende Januar erbat und erhielt ich vom Direktor Urlaub für mein vaterländisches Unternehmen und ... wurde abgewiesen. Freunde hatten nämlich die Annahmestelle in dem Sinne vergattert, den einzigen Sohn des auf dem Felde der Ehre gefallenen Vaters an seinem leichtfertigen Vorhaben zu hindern. ... Zwei Wochen später erhielten wir die Nachricht vom Heldentod eines Mitschülers ... just im Raum von Lissa... Das betrachtete ich als dringliches Signal und reiste abermals dorthin, wurde angenommen, eingekleidet, sehr kurz auf dem Kasernenhof ausgebildet und dann an die nur ein paar Kilometer entfernte 'Front' geschickt. Hier aber hatten gemäß dem Diktat der Großmächte die Kampfhandlungen so gut wie völlig aufgehört..." (so überlebte der spätere Prof. Karl Rode und konnte seinen Bericht schreiben: "Pennäler in großer Zeit", in: Dahlemer Blätter 1976,1). |
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